Active Aid in Africa, Brunnenreparatur in Chokolo, Tengani, Malawi

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Active Aid in Africa - Brunnensanierung - Ende 2016 - Anfang 2017

Details zur Brunnensanierung Ende 2016

Reisebericht von Ende 2016 - Brunnensanierung in Tengani:

Was geschah vor Ort in Malawi nach Erhalt der finanziellen Beihilfe von Seiten der sez?

Wir begaben uns sofort nach Ankunft in Tengani ins 5 km entfernte Dorf Nthumba und Nyanga, wo schon das Brunnenkomitee auf uns wartete. Nach einer ersten allgemeinen Besprechung fuhren wir gemeinsam 9 der 12 vorhandenen Bohrlöcher an und dokumentierten deren Positionen und untersuchten ihren Zustand. 3 weitere Bohrlöcher lagen dermaßen abgelegen, dass wir sie nicht mal mit dem Geländewagen erreichen konnten. Von den 9 Bohrlöchern waren 5 Totalausfälle, d.h. Brunnen, die (meist schon seit Jahren) gar kein Wasser mehr liefern und die restlichen 4 Brunnen in einem mehr oder minder bedenklichen Zustand.

Das am weitesten entfernte Dorf Chikoko hat es ganz schwer: Das einzige Brunnenloch ist defekt und auch das im am nächsten gelegene Ortsteil gelegene Brunnenloch ist defekt. Entweder müssen die Einwohner von Chikoko 6 bis 10 km zum nächsten Brunnen oder gar zum Shire-Fluss laufen, oder sie trinken die Schmutzbrühe aus dem nahegelegenen ausgetrockneten Flussbett aus aufgescharrten Löchern und müssen dabei die Kühe und Ziegen verscheuchen, die sich ebenfalls dieses Wasser zu Gemüte führen. Es waren schreckliche Bilder, die wir hier zu sehen bekamen.


Nach Nthumba fuhren wir das noch weiter entfernte Lukwa an, und untersuchten die dort befindlichen 3 Brunnen, von denen einer noch recht gut, der andere gerade noch und der letzte gar nicht mehr funktionierte. Es war nun bereits Nachmittag geworden, die Sonne knallte bei über 40 Grad vom Himmel und wir waren einfach nur froh, dass wir diese beiden weit entfernt gelegenen Orte mit dem Auto aufsuchen konnten, das wir unmittelbar nach unserer Rückkehr nach Ngona dann nach Blantyre zurückschickten. Hätten wir die Bohrlöcher alle zu Fuß abklappern wollen (wie wir es eigentlich zuerst vor hatten), hätten wir mehrere Tage dafür gebraucht und hätten dabei täglich durch die Mittagshitze wandern müssen.

Am nächsten Tag besuchten wir schon mal einige Bohrlöcher von Ngona und ließen uns bei dieser Gelegenheit von Mybeck zeigen und erklären, bis wohin die Flut im Januar 2015 vorgedrungen war, und was sie alles zerstört hatte. Die 156 Familien, die dort gewohnt hatten und durch den Verlust ihres Hauses obdachlos geworden waren, sind nun weiter ins Landesinnere gezogen und haben im westlichen Ngona ein "Neubaugebiet" bezogen.

Für den Samstag hatten wir nun endlich das Aufsuchen der Bohrlöcher von Ngona auf dem Programm, weil erst für heute das Brunnenkomitee zusammengerufen werden konnte. Wir klapperten den ganzen Vormittag, der mit 35 Grad erfreulich kühl blieb, alle 16 Bohrlöcher ab und verzeichneten wie beim ersten Tag deren Positionen und Zustände. Nachmittags brach Mybeck mit dem gesamten Geld nach Blantyre auf, um dort Brunnen-Ersatzteile einzukaufen.

Für den nächsten Tag (wohlgemerkt, dem Sonntag) eilten wir mit dem Brunnenkomitee samt Ortsvorsteher im Nachbardorf Chokolo von Bohrloch zu Bohrloch. Wir freuten uns riesig, dass sich alle Begleiter trotz Regens und der Frühe am Sonntag nicht abschrecken ließen und uns tapfer bis zum Schluss begleiteten.

Am Montag klapperten Birgit und ich die Brunnen von Chisi, dem nördlichsten Dorf des Dörferverbandes Ngona ab und hatten nun erstmal alle Brunnen zu Gesicht bekommen und umfangreich dokumentiert.

Am Dienstag, den 29.November abends kam Mybeck mit einem LKW vorgefahren, den er extra für uns umgeleitet hatte und der unsere Brunnenteile transportierte. Nach dem Abladen setzte der LKW die Fahrt zu seinem eigentlichen Bestimmungsziel fort.

Der völlig übermüdete Herr Mybeck wollte sich gerade hinlegen, da stand bereits der Brunnenexperte voller Tatendrang vor der Tür. Wir packten alle Ersatzteile aus und ließen uns die alle erklären, was uns schon sehr viel Aufschluss brachte. Dann ging es sofort zum Brunnen Nr. 12 in Ngona raus, den wir im Vorfeld zur Reparatur ausgesucht hatten, weil dieser Brunnen ein Totalausfall war und auch die umliegenden Brunnen gar nicht oder nur schwer funktionierten. So konnten wir zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Wir wurden in einer Gegend aktiv, in der die Not wirklich groß war und die für uns trotzdem leicht erreichbar war. Der Brunnen wurde geöffnet und unter Mithilfe aller umliegenden Anwohner untersucht und die Schäden festgestellt. Nachdem aus unserem Haus die entsprechenden Ersatzteile geholt worden waren, ging es an die Reparatur, die unter Aufbietung aller Kräfte stattfand, trotz großer Mittagshitze. Manche Schrauben und Muttern waren so verrostet, dass bis zu sechs kräftige Männer (und Frauen!) gleichzeitig antreten mussten, um die Schrauben lösen zu können und das ganze Gestänge aus dem Brunnenloch hochhieven zu können. Es war 17 Uhr, als der Brunnen fertig montiert war. Man kann sich nicht vorstellen, was für ein vielstimmiger Freudenschrei durchs Dorf hallte, als der Brunnen nach langen Jahren zum ersten Mal wieder Wasser förderte. Es ist nur in etwa vergleichbar mit dem nationalen Freudenschrei, als 2014 Mario Götze das 1:0 im WM-Endspiel schoss. Unglaublich schnell waren Wannen und Eimer da und jeder wollte der erste am Brunnen sein. Es spielten sich ergreifende Szenen ab. Nicht nur wir hatten Freudentränen in den Augen.

Wir reparierten sofort im Anschluss noch einen weiteren Brunnen gleich in der Nähe unseres Hauses, der erst vor einigen Tagen ausgefallen war, und wo nur ein Ersatzteil benötigt wurde. Keine 24 Stunden, nachdem die Ersatzteile angeliefert worden waren, waren bereits zwei Brunnen repariert und wir um viele wichtige Erkenntnisse und Informationen reicher!


In den ersten vier Dezember-Tagen klapperten wir nochmals alle Brunnen und Bohrlöcher des gesamten Dörferverbandes ab, weil wir Unstimmigkeiten in deren Positionen entdeckt hatten. Tatsächlich mussten wir die meisten Brunnen auf unserer Karte verschieben, manche um nur 100 m, einige aber um bis zu 500 m! Auch kam es zu einem Treffen mit der Oberbürgermeisterin, mit der wir die ganze Aktion besprachen. In den beiden zuerst untersuchten, weit abgelegenen Dörfern sollten die Positionen besser stimmen, da diese Dörfer bei weitem nicht so ausgedehnt sind.



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