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Das vom üblichen Touristenrummel verschonte Kleinod im südlichen Afrika - Malawi.
Malawi - das warme Herz Afrikas
Im Folgenden erhalten Sie einen kurzen Einblick in Land und Leute von Malawi, Geschichte sowie der gegenwärtigen politischen und ökonomischen Situation.
Die Flagge/n von Malawi:
Wissens- und Sehenswertes über Malawi
Allgemeine Infos, Geographie und Klima
Die Republik Malawi (Chichewa: Dziko la Malawi; engl.: Republic of Malawi) liegt in Südostafrika. Das Land grenzt an Tansania, Mosambik und Sambia. Amtssprachen sind Englisch und Chichewa (= Sprache der Chewa). Im Projektgebiet "Lower Shire" wird der regionale Dialekt "Chisena" (= Sprache der Sena) gesprochen. Es gibt noch weitere Dialekte und Sprachen, da in Malawi neun unterschiedliche Volksgruppen leben.
Seit 1964 ist das Land unabhängig von der vorherigen Kolonialmacht Großbritannien. Der Staat ist eine präsidiale Republik und Mitglied im Commonwealth und der Southern African Development Community (Südafrikanische Entwicklungsgemeinschaft - SADC), mit der auch die EU zusammenarbeitet.
Wie die Flagge wunderbar bildlich zeigt, taucht die Sonne den See in feuerrotes Licht, wenn sie über dem Ostufer des Malawisees (also dem tansanischen bzw. mosambikanischen Ufer) aufgeht.
Malawi liegt in der geologisch bedeutsamen Region des ostafrikanischen Grabenbruchsystems.
Die Landschaft wird durch Hochflächen und weite Ebenen geprägt.
Sehr bedeutend ist der Malawisee, das drittgrößte Binnengewässer Afrikas, er gehört überwiegend zum malawischen Staatsgebiet.
Malawi weist ein subtropisches Klima mit meist drei Jahreszeiten auf.Von November bis April herrscht Regenzeit mit Maximum im Januar, die Nachregenzeit dauert bis in den Mai hinein. Daran schließt sich die kühle Saison zwischen Mai und Mitte August an, der die heiße Trockenzeit zwischen Mitte August und November folgt.
Die durchschnittlichen Temperaturen sind ebenso wie die Niederschlagswerte von der genauen Lage des Ortes abhängig und können je nach Höhenlage oder Regenschatten deutlich variieren.
In der warmen Jahreszeit ist es nachts etwa 15 - 20 Grad und am Tag 27 - 33 Grad warm. In den besonders tiefgelegenen Gebieten entlang dem Shire-Fluss wird es dann regelmäßig über 40 Grad heiß.
Entsprechend vielfältig sind Fauna und Flora des Landes. Neben Trocken- und Feuchtsavannen gibt es offene Graslandschaften sowie Trockenwälder und dichte, feuchte Bergwälder. Durch den Brennholzbedarf sind diese Wälder um die Siedlungen herum jedoch geschrumpft. Es gibt aber eine erfolgreiche Initiative zur Wiederaufforstung. Entlang dem Shire-Fluss im Süden des Landes finden sich ausgedehnte Sumpfgebiete.
Geschichte:
Im Norden von Malawi, in der Nähe von Karonga, fand man 1993 Knochen des Homo Rudolfensis.
Diese ersten frühzeitlichen Menschen lebten vor etwa 2 Millionen Jahren.
Weiterhin gab es Funde von Steinzeitmenschen von vor etwa 10.000 Jahren. Vermutlich kamen sie aus dem Osten Afrikas und auch von den Pygmäen aus dem Kongo-Becken.
Vor ungefähr 200 Jahren gesellten sich Bantu-Gruppen aus den Gebieten des heutigen Kongo und Angola dazu.
Im Laufe der Zeit dominierten die Bantus.
Nach und nach kamen mehr Bantu-Stämme hinzu und gründeten verschiedene Reiche. Auf dem Gebiet des heutigen Malawi entstand das "Maravi"-Reich. Dessen Bedeutung "widerspiegelndes Licht" trifft höchstwahrscheinlich auf den Malawi-See zu.
Im Norden von Malawi leben auch heute noch viele Tumbuka, die nachweislich im 14.Jht. in diese Gegend gesiedelt waren.
1616 kam der erste Europäer, Caspar Bocarro, (aus dem Gebiet des heutigen Mosambik, portugiesisch Ost-Afrika) ins Shire-Tal und bis zum Chilwa-See, der ein Vorbecken des Malawi-Sees bildet. Er hörte erstmalig von einem weiter nördlich gelegenen unendlich großen See.
Seit dem 17. Jht. zogen arabisch-stämmige Sklavenhändler durch Teile des Reiches Maravi, später bekamen diese auch Gesellschaft durch die Portugiesen.
Im 19.Jht. stationierten die Sklavenhändler extra zwei "Dhaus" am Malawi-See zur Überfahrt Richtung Sansibar. Wer die brutale Überfahrt schaffte,
musste nun den langen Treck über Land antreten bis an die Küste nach Sansibar.
In Nkhotakota und Karonga kam es so zu großen Ansammlungen von Menschen, weil dort viele Sklaven aus allen Richtungen Afrikas vor ihrem Weitermarsch eingeteilt wurden.
Die Stämme fingen an sich gegenseitig zu bekriegen - um die teure Ware Sklave. So kam es auch zum Verfall blühender Kulturen, z.B. das Maravi-Reich.
So begann wie auch in den anderen Teilen Afrikas eine leidvolle Geschichte, die bis heute noch ihre Auswirkungen spüren lässt.
Um das Chaos perfekt zu machen, siedelten weitere Stämme wie die Yao, Ngoni usw. rings um den Malawi-See und das Hochland an und stürzten das Land teilweise in Kriege und Verderben.
Aber erst 1858/9 gelang es dem britischen Missionar und Forscher David Livingstone,
von der Sambesi-Mündung aus in das Innere Malawis bis zum Malawi-See vorzudringen.
Er sollte im Auftrag der Britischen Regierung einen Schifffahrtsweg für einen späteren Handel mit dem Inneren Afrikas herausfinden.
Nachdem Livingstone bei den Cahora Bassa-Stromschnellen mit seiner "Ma Robert" umkehren musste, folgte er Anfang 1859 dem Shire in Richtung Norden. Er streifte das Gebiet der "Senna", den heutigen Sena,dem Lower Shire-Tal. bis zum heutigen Chikwawa, wo er seine Reise auf dem Landweg fortsetzte.
Er gelangte ins Hochland des heutigen Blantyre, stieß mit den Mangancha zusammen.
Sie hielten ihn anfänglich für einen Sklavenhändler. Jedoch als sie erkannten, dass Livingstone in friedlicher Mission unterwegs war und
gar ein entschiedener Gegner des Sklavenhandels war, wurde er herzlich aufgenommen. Nach Livingstones Darstellungen gaben sie ihm das Wenige, was sie hatten, damit er überleben konnte.
Dieselbe Erfahrung sammelten wir auch bei unseren Besuchen in Malawi.
Livingstone erreichte Mitte September 1859 nach etwa einmonatigem Marsch den Malawi-See.
Der deutsche Dr. Roscher erreichte den See von Norden her zwei Monate später, wurde aber kurz danach umgebracht.
So gelangte das Gebiet in britische Hand.
Der See wurde umbenannt in Nyasa-See.
"Nyasa" bedeutet auf Chichewa nichts anderes als "See".
Auf seiner 2. Tour zum See zur Erkundung der Westküste stellte Livingstone aber fest, dass durch seine Berichte über seine erste
Reise Sklavenhändler das Gebiet für sich erschlossen hatten.
Er traf auf entvölkerte Landstriche, die noch bei seiner ersten Reise dicht besiedelt waren. Er berichtete von im Shire schwimmenden Leichen und Sklavenzügen.
Das Elend nahm nun auch da seinen Lauf, wo die Menschen bisher verschont geblieben waren.
1875 brachten schottische Missionare das erste Dampfschiff zum Malawi-See, die legendäre Ilala. Ihre erste Livingstonia-Mission bei Cape Macclear scheiterte wegen Moskitoverseuchung und Entvölkerung.
1894 entstand die endgütige Livingstonia-Mission in Kondowe, in den Bergen beim Malawi-See, ein Muss für heutige Malawi-Touristen.
1889 wurde das Land zum "British Protectorate".
Ein entscheidender Schlag gegen den Sklavenhandel gelang den Briten, als der Sultan Mluzi von Karonga, der führende Kopf der Sklavenhändlerbande des Gebietes, gefangen wurde.
Seit etwa 1900 strömten immer mehr Missionare ins Land. Die Portugiesen wurden aus der Shire-Region vertrieben, britische Siedler
kauften lukrative Landstriche auf für noch lukrativere Geschäftsmöglichkeiten. Am besten lief der Tabakanbau.
1907 wurde das Gebiet Nyasa-Land genannt.
1953 wurde eine britisch regierte Zentralafrikanische Föderation aus Nord-und Südrhodesien und dem Nyasa-Land gebildet.
Kurz nach Kamuzu Bandas Rückkehr nach Nyasaland kam es zu Unruhen. Banda war als hoch gebildeter Mann zum neuen
Führer der Partei der Schwarzen, dem National African Congress, ausgewählt worden. Nach Niederschlagung der Aufstände wurde auch er verhaftet.
Nach seiner Freilassung übernahm er auch in der Folgepartei, dem MCP (Malawian Congress Party), die Führung.
1963 wurde Banda Regierungschef und das Zentralafrikansiche Föderat zerfiel. Am 6. Juli 1964 wurde
Nyasaland umbenannt in Malawi und als unabhängig erklärt.
Schon zu Beginn seiner Machtzeit verfolgte Banda einen zu den Nachbarländern gegengesetzten Kurs und kooperierte mit dem damaligen Apartheidregime.
Gegner im eigenen Land ließ er knallhart beseitigen.
Banda hatte jahrelang in London als Arzt praktiziert und war strengstens gläubig. Er hatte ganz eigene Moralvorstellungen. Eine Frau in Hosen landete zwangsläufig auf dem Polizeirevier. Männer mit langen Haaren wurden gar nicht erst ins Land gelassen oder mussten sich einer Haarschneideprozedur unterziehen.
Seit dem Bürgerkrieg im Nachbarland Mosambik verschärfte sich die Lage der Malawier dramatisch: Etwa drei Millionen Flüchtlinge strömten ins Land, das ohnehin schon am Hungertuch zu knabbern hatte. Dazu kam, dass der Handelsweg über Mosambik abgeschnitten wurde.
Bis dahin konnte Malawi die Bahnverbindung nach Beira nutzen. Reste davon sind noch im Lower Shire zu bewundern.
1994 löste der Moslem Bakili Muluzi von der damals noch recht jungen Partei, der UDF (United Democratic Front) den alten Diktator ab.
Seither dürfen sich Frauen wieder in Hosen zeigen und es gilt Pressefreiheit. Doch die Preise stiegen immens und verstärkten zusätzlich zur Dürre von 2002 die Not vieler.
Der Unmut der Bevölkerung wuchs.
2004 siegte der 70-jährige Dr. Bingu wa Mutharika, ehemals ökonom bei der Weltbank, bei den Wahlen. Er verließ die UDF und gründete die Democratic Progressive Party (DPP).
Derzeitige Situation in Malawi
Die stärkste Bevölkerungsschicht sind die Chewa, die sich vor allem mit den Yao, Ngoni, Tonga und Tumbuka das Land teilen.
Das meiste Land ist Stammesland und wird durch die traditionellen Chiefs aufgeteilt auf ihre Gemeinden. Staatseigentum und ca. 1 % Privateigentum existieren in Malawi.
Viele pachten Land auf lange Zeit.
Naturreligionen nehmen noch einen bedeutenden Stellenwert ein. Auf dem Lande werden der Medizinmann und Gule Wamkulu-Tänzer noch mit gehörigem Respekt behandelt.
unterricht ist seit 1995 zwar kostenfrei, steht aber durch einen akuten Lehrermangel nicht überall ausreichend zur Verfügung oder die Klassen sind hoffnungslos überbesetzt. Die anschließende Sekundärschule ist kostenpflichtig. Arme haben dadurch keinen Zugang mehr zu weiterer Bildung.
Demgegenüber steht eine selbst nach europäischem Standard vorbildliche Universitätsausbildung. Da diese allerdings mit hohem Schulgeld verbunden ist, haben nur Angehörige reicher Familien Zugang zum Studium.
Kein Wunder, dass die durchschnittliche
Lebenserwartung besonders auf dem Lande unter 40 Jahren liegt.
Ende Juli 2011 kam es zu Aufständen in der Bevölkerung gegen die anhaltende Teuerungswelle und weiteren Unstimmigkeiten. Zum Glück hielt dieser Zustand nicht lange an und es kehrte Frieden ein.